Im Jahr 2020 startete das interdisziplinäre Förderprogramm BIOREMIA. Frau Professorin Mariana Calin vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden koordinierte seitdem das von der EU finanzierte Projekt. Gemeinsam mit 17 Partnerinstitutionen aus 12 Ländern Europas zielte dieses auf die fachspezifische Ausbildung von 15 Nachwuchswissenschaftler*innen auf dem Gebiet der biomedizinischen Materialforschung ab. Im Fokus stand die Suche nach Materialien, die durch eine optimierte antibakterielle Funktionalität die biologische Akzeptanz von Implantaten im Körper verbessern.
Das Förderprogramm bot den Teilnehmenden in den beteiligten Institutionen herausragende Forschungsbedingungen und sorgte mit vielen Workshops auch für umfassende Möglichkeiten, den Anforderungen an moderne und vernetzte Wissenschaft gerecht zu werden.
Nach vier Jahren Laufzeit blicken alle Beteiligten auf eine abwechslungsreiche Zusammenarbeit zurück:
Im Gespräch mit der Koordinatorin Prof. Mariana Calin, der Projektmanagerin Anne Hönemann und einem der Nachwuchswissenschaftler wird deutlich, wie sehr sich die intensive Förderung für jeden Einzelnen, aber auch für die zukünftige Entwicklung von Forschung und Innovation lohnt.
Frau Calin, Sie haben das Projekt als wissenschaftliche Koordinatorin vor über vier Jahren übernommen. Welchen Mehrwert sehen Sie in dem Trainingsnetzwerk?
Mariana Calin: Die Promotion an einer einzelnen Institution ist etwas ganz anderes als die Teilnahme an einem internationalen Trainingsnetzwerk, wie es BIOREMIA war. Die Doktoranden müssen die Anforderungen ihrer Gastuniversität und auch die des Gesamtprojekts erfüllen. Die verschiedenen Aspekte des gemeinsamen Forschungsthemas sind so von Anfang an für ihre wissenschaftliche Entwicklung relevant. Die Arbeit in diesem interdisziplinären Umfeld ermöglichte es den jungen Menschen, sich an verschiedenste Fachleute aus dem akademischen oder industriellen Bereich zu wenden, um wissenschaftlichen oder auch persönlichen Rat einzuholen. Individuelle Doktoranden sind meist auf das Wissen des lokalen Betreuungsteams angewiesen. Die Vernetzung – heute ein unverzichtbares Gut – ist nicht nur während der Projektlaufzeit, sondern langfristig ein bedeutender Vorteil gegenüber der klassischen Promotion. Überdies bot BIOREMIA Trainingseinheiten, die über den rein wissenschaftlichen Teil hinausgehen und die eigenen Fähigkeiten oder beispielsweise Teamarbeit schulten. Eine solche Förderung ist nicht nur im wissenschaftlichen Kontext ungeheuer wertvoll, sondern wirkt ja auch darauf ein, wie respektvoll und vernetzt wir zukünftig gemeinsam leben und arbeiten möchten.
Dann ist diese Art der Promotion vermutlich sehr begehrt, zumal das Themengebiet „Biomedizinische Materialforschung“ ein sehr zukunftsträchtiges ist?
Anne Hönemann: Ja, das kann ich bestätigen. Auf die 15 Doktorandenstellen haben sich über 900 Studierende aus 69 Ländern beworben. Die Auswahl hat das gesamte Konsortium – insbesondere durch die damals herrschende Corona-Pandemie - vor große Herausforderungen gestellt. Heute können wir sagen, dass wir damals ein wirklich gutes Händchen hatten. Die jungen Wissenschaftler*innen, ihre Motivation und ihr Talent, waren das Herz von BIOREMIA.
Haben sich Ihre Erwartungen an das Projekt erfüllt?
Mariana Calin: Die individuelle Entwicklungsmöglichkeit, die gelebte Internationalität, das recht großzügige Gehalt der Doktoranden und die Kombination aus akademischer und industrieller Betreuung machten aus BIOREMIA ein sehr motivierendes Gesamtpaket. Für alle war es eine sehr erfolgreiche und schöne Erfahrung.
Herr Adnan Akman, Sie sind einer der fünfzehn geförderten Studenten. Die meiste Zeit Ihres BIOREMIA-Trainings haben Sie am IFW Dresden verbracht. Was war hier Ihr Forschungsschwerpunkt?
Adnan Akman: Am IFW Dresden habe ich mich mit dem Korrosionsverhalten und der elektrochemischen Reaktion von sogenannten metastabilen Titan-Legierungen mit bakterientötenden Beschichtungen auf Oxidbasis für Implantatanwendungen beschäftigt. Das umfasste die Arbeit im Labor zur Datenerhebung und natürlich deren Auswertung.
Anders als die meisten der Doktoranden konnten Sie aber mit BIOREMIA eine weiterreichende Ausbildung genießen. Ihre zweite Anlaufstelle war die Universität INSA Lyon, Frankreich. Was macht das Training in einem Netzwerk wie BIOREMIA aus Ihrer Sicht besonders wertvoll?
Adnan Akman: Es war eine großartige Möglichkeit, die anderen Doktoranden regelmäßig zu treffen, sich über die miteinander verknüpften Themen auszutauschen, gemeinsame Ideen zu entwickeln. Aber neben dem wissenschaftlichen Teil sind da noch die Menschen und ihre Lebensweise, und speziell in Frankreich: Die französische Küche, die Kunst und Gastfreundschaft. Am Ende ist es natürlich auch ein Verlassen der eigenen Komfortzone, um als Mensch zu wachsen und Erfahrungen zu sammeln. Das, finde ich, ist schon etwas sehr Besonderes für ein EU-Förderprogramm.
Frau Calin, war das Projekt neben dem Hauptziel junge Forschende zu fördern, auch aus wissenschaftlicher Sicht ein Erfolg?
Mariana Calin: Neben über dreißig wissenschaftlichen Veröffentlichungen und den zahlreichen Beteiligungen an internationalen Konferenzen sind inzwischen auch zwei Patente in Arbeit. Dazu kommen die erfolgreich abgeschlossenen Promotionen der Geförderten. Das ist schon eine Vielzahl an wissenschaftlichen Erkenntnissen, die hier generiert werden konnte.
Werden die durch das Netzwerk entstandenen Kooperationen auch nach Ablauf von BIOREMIA Bestand haben und in neue Projekte münden?
Anne Hönemann: Schon während des Abschlusstreffens wurden neue Forschungsfelder diskutiert. Die Projektpartner sind hochmotiviert, weiter zusammenzuarbeiten. Noch ist unklar, wer diese Anschlusskooperationen koordinieren wird. Das ist viel Arbeit, aber der Aufwand, in diese jungen Forschenden zu investieren, lohnt sich für alle Beteiligten. Es ist schön zu sehen, dass das Projekt so eine wirklich langfristige Wirkung hat.
Was waren die besonderen Herausforderungen bei der Projektumsetzung?
Anne Hönemann: Wie schon erwähnt, war anfangs die Auswahl der Doktoranden eine große Aufgabe. Dann hatten wir natürlich auch mit den Corona-Folgen zu kämpfen. Vieles lief zu der Zeit online, was eigentlich im direkten Austausch gedacht war. Innerhalb des sogenannten Konsortiums ist eine gute Kommunikation notwendig. Die Koordination eines solchen Netzwerks muss sehr serviceorientiert arbeiten, damit aus dem Netzwerk auch ein erfolgreiches Training wird. Dazu gehört auch, dass ganz bewusst Zeit und Gelegenheiten geschaffen werden, um miteinander in den Austausch zu gehen.
Mariana Calin: Die regelmäßigen Treffen aller Beteiligten haben sich als sehr fruchtbar und motivierend herausgestellt. Hier wurden Ideen zu möglichen Kooperationen oder gemeinsamen Publikationen geboren und weiterentwickelt. Von diesen Management-Erfahrungen wird das neu gestartete Trainingsnetzwerk EIFFEL profitieren, welches im Februar am IFW Dresden angelaufen ist. Mit Ablauf von BIOREMIA wird Anne Hönemann dieses neue Projekt administrativ begleiten und so eine weitere Gruppe Nachwuchswissenschaftler*innen bei ihrer Rundum-Ausbildung unterstützen.
Dafür wünschen wir viel Erfolg und danken herzlich für das Gespräch.
Weitere Informationen zum Projekt unter: https://www.bioremia.eu/
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Kontakt Projektmanagement BIOREMIA und EIFFEL ITN
Anne Hönemann
Mail: a.hoenemann[at]ifw-dresden.de
Telefon: 0351 – 4659 634
Pressekontakt IFW Dresden
Patricia Bäuchler
Mail: p.baeuchler[at]ifw-dresden.de
Telefon: 0351 - 4659 249