Das schwimmende Science Center MS Wissenschaft präsentiert bis Ende September eine Ausstellung zum Thema „Unser Universum“. Das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden zeigt in einem spannenden Experiment, wie sich die Molekülarmut im All auf ganz alltägliche Prozesse auswirkt.
Auf den ersten Blick scheint unsere Materialforschung gar nicht so viel mit dem Universum zu tun zu haben. Reine Astrophysik wird in anderen Häusern und Instituten erforscht. So ganz stimmt das allerdings in zweierlei Hinsicht nicht.
Zum einen wäre da unsere Suche nach neuen und nachhaltigen Materialien. Denn um maßgeschneiderte Materialien für Zukunftstechnologien zu finden und schließlich zur Anwendung zu bringen, müssen wir die Besonderheiten dieser Materialien zunächst grundlegend untersuchen und verstehen. Diese Eigenschaften sind allerdings selten offensichtlich. Sie zeigen sich zumeist nur unter extremen Bedingungen wie beispielsweise unter eisigen Temperaturen oder in einem starken Magnetfeld. Dazu sind sie mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Es bedarf spezieller Versuchsaufbauten, die unter diesen extremen Umständen arbeiten, damit die Eigenschaften überhaupt messbar oder im besten Fall sichtbar werden. Umstände, wie wir sie aus dem Weltall kennen: Hier herrschen größtmögliche Temperaturunterschiede, von der unfassbaren Hitze der Sterne bis zu einer Kälte, die kaum über dem absoluten Temperaturnullpunkt liegt. Hier gibt es ausgedehnte, Jahrmillionen überdauernde Magnetfelder und im interstellaren Raum herrscht ein beinahe vollkommenes Vakuum. Ein Raum, welcher von solch einer Teilchenarmut geprägt ist, dass sich ein Molekül ewig bewegen kann, bis es mit einem anderen Molekül kollidiert.
Auf der MS Wissenschaft können kleine und große Forscherinnen und Forscher ab dem 9. Mai nun ein Experiment zur extremen Bedingung Vakuum durchführen. Dabei erfahren sie, welche Auswirkung dieser besondere Zustand auf unseren Körper hat, der an „normale“ irdische Verhältnisse angepasst ist.
Neben den extremen Bedingungen holen Forschende am IFW Dresden ein weiteres faszinierendes Phänomen ins Institut – wenn auch nur theoretisch. Die Physikerin Lotte Mertens beschäftigt sich mit synthetischen Schwarzen Löchern. Sie und ihr Team haben ein Experiment erdacht, in welchem die sogenannte Hawking-Strahlung nachempfunden werden kann. Bisher ist diese Form der Strahlung, die von jedem Schwarzen Loch im Universum ausgeht, noch nie nachgewiesen worden. Denn die Intensität der Hawking-Strahlung ist so gering, dass sie mit unserer heutigen Technologie nicht von der Strahlung anderer kosmischer Objekte unterschieden werden kann. Lotte Mertens ist mithilfe der Theorie und dem Übertragen der Eigenschaften auf ihr Experiment eben jener Strahlung auf der Spur.
Zur Pressemitteilung Synthetische Schwarze Löcher strahlen wie im Universum
Zum Beitrag " Kein Entrinnen?" im Leibniz-Magazin
Pressekontakt:
Patricia Bäuchler
Referentin für Wissenschaftskommunikation
p.baeuchler@ifw-dresden.de
(0) 351 4659 249
Über die MS Wissenschaft
Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 – Unser Universum dreht sich an Bord des umgebauten Frachtschiffs alles um die unendlichen Weiten des Weltraums und unseren Platz im Kosmos. An mehr als 30 interaktiven Exponaten lässt sich das Universum spielerisch entdecken. So können Interessierte virtuell zu unserem benachbarten Sonnensystem Alpha Centauri fliegen oder auf fernen Monden nach außerirdischem Leben suchen. Außerdem erfahren sie, wie Wissenschaftler*innen mit Teleskopen weit ins All schauen und beispielsweise Sternenexplosionen untersuchen. Andere Exponate richten den Blick auf die Erde und befassen sich etwa mit Satelliten, die Veränderungen des Klimawandels auf unserem Planeten beobachten. Auch kulturelle und historische Unterschiede in den Vorstellungen der Menschen vom Universum sind Thema der Ausstellung. Darüber hinaus lernen Ausstellungsgäste, wie sie selbst zur Forschung beitragen können, etwa indem sie Sternenstaub vor der eigenen Haustüre suchen.
Die MS Wissenschaft tourt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch mehr als 30 Städte in Deutschland und Österreich. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung richtet sich an alle Interessierten ab zwölf Jahren.
Die MS Wissenschaft ist ein 100 Meter langes Binnenfrachtschiff, das früher mit Kohle und Containern auf europäischen Wasserstraßen unterwegs war. Seit 2002 tourt das Ausstellungsschiff im Rahmen der Wissenschaftsjahre jeden Sommer als schwimmendes Science Center quer durch Deutschland. Angetrieben wird das Schiff mit GtL-Treibstoff, der umweltverträglicher als Schiffsdiesel ist. Eine Photovoltaikanlage an Deck versorgt de gesamte Ausstellung mit Strom.
Mehr Informationen / Tourplan: https://ms-wissenschaft.de/de/